Schule statt Nachschulung – Digitalen Analphabetismus durch Informatikunterricht verhindern

Wir Junge Liberale Bochum fordern die Landesregierung und die Schulministerin des Landes NRW auf, ein Konzept für verpflichtenden Informatikunterricht in der Unter- und Mittelstufe der  weiterführenden Schulen zu erarbeiten und schnellstmöglich umzusetzen. Es soll jeweils in der Unterstufe sowie in der Mittelstufe mindestens ein Schuljahr lang das Fach Informatik verpflichtend eingerichtet werden. In den Oberstufen soll Informatik weiterhin als naturwissenschaftliches Wahlfach behandelt werden. Dazu muss Sorge getragen werden, dass neben genügend Lehrkräften auch eine zeitgemäße Ausstattung an den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Fehlende Lehrkräfte sollen unter anderem auch aus Quereinsteigern gewonnen werden. Das Curriculum des Unterrichts soll neben dem allgemeinen Umgang mit Computern und der Vermittlung der logischen Denkweise explizit sowohl das Programmieren in einer kinder- und jugendgerechten Programmierumgebung als auch einen Grundstock an Medienkompetenz umfassen. Eine Gewichtung der einzelnen Bestandteile unterliegt der Ausgestaltung des Lehrplans, jedoch fordern wir ein Mindestmaß an Programmierzeit von 25%. Damit die Medienkompetenz nicht zu kurz kommt, soll auch hier ein Mindestmaß von 10% nicht unterschritten werden, jedoch fordern wir ein Maximalmaß von 25%, um dem naturwissenschaftlich-technischen Charakter des Fachs Informatik gerecht zu werden. Um Kapazitäten auf der Stundentafel für das Fach Informatik zu erhalten, soll der künstlerisch-musische Bereich um insgesamt 2 Wochenstunden (von bisher 8) in den Klassen 5-6 sowie der Bereich Religionslehre um 2 Wochenstunden (von bisher 6) in den Klassen 7-9 zurückgefahren werden.

Begründung:

Um die Schülerinnen und Schüler fit zu machen für die digitale Arbeitswelt, ist es unerlässlich, dass das Hauptmedium unserer Zeit, der Computer, den Kindern verständlich gemacht wird. Ein verpflichtender Informatikunterricht hätte zur Folge, dass nicht mehr nur die Schülerinnen und (vor allem) Schüler sich mit dem bisherigen Wahlfach Informatik auseinandersetzen. Dies hätte u.a. auch eine Loslösung von Rollenbildern zur Folge, in denen Programmierer stets männlich zu sein haben. Die Digitalisierung wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stetig an Einfluss gewinnen, weshalb Expertenverbände sowie mittlerweile auch eine Bevölkerungsmehrheit einen verpflichtenden Informatikunterricht fordert, welcher bisher nur in drei Bundesländern (Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern) Stand der Dinge ist. Länder wie Estland sind hier bereits seit Jahren Vorreiter und lehren schon in der Grundschule die Grundlagen der Informatik. Eine digitale Grundausbildung ist auch insbesondere mit Blick auf Chancengerechtigkeit wichtig, da so alle Schülerinnen und Schüler mit der Technik in Kontakt kommen und nicht nur diejenigen, deren Eltern sowieso bereits in diesem Bereich Bildung besitzen.