Arbeiten in der Welt von morgen

Junge Liberale Bochum im Gespräch mit Dr. Rainer Thiehoff

 

Am vergangenen Donnerstag begrüßten die Jungen Liberalen Bochum den Volkswirt und Demographie-Experten Dr. Rainer Thiehoff zu einem Vortrag zum Thema „Zukunftsentwicklungen der Arbeitswelt“. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung sowie Automatisierung waren dabei Hauptaugenmerk des Vortrags, auch in Hinblick auf Einflussmöglichkeiten den Politik.

 

Thiehoff, einer der Gründer des Verbundprojektes TErrA, welches Unternehmen innerhalb einer Region eine Vernetzungsmöglichkeit bietet, um beispielsweise überbetriebliche Tätigkeitswechsel zu vereinfachen, betonte, dass trotz Weiterentwicklung in Industrie und Wirtschaft die menschliche Arbeitskraft immer gefragt sein wird. Eine pessimistische Grundhaltung in Bezug auf Jobverluste sah er als überzogen an. Angesprochen auf Industrieroboter sagte er: „Roboter sind keine Jobkiller, sondern Jobchanger.“ Es sei wichtig, als Arbeitnehmer und Arbeitgeber flexibler zu werden, damit Erwerbsbiografien nicht zur Einbahnstraße werden.

 

Als Indiz für die Wichtigkeit der Flexibilisierung nannte Thiehoff die innerbetrieblichen Strukturen der aktuell erfolgreichsten Unternehmen (z.B. Facebook, Google, Alibaba etc.). Selbstorganisation sowie Unabhängigkeit von anderen Unternehmensteilen sei hier der Schlüssel zum Erfolg, da so das Potential aller Beschäftigten ausgeschöpft werden kann. Hier gilt es die Eigenverantwortung der Arbeitnehmer zu stärken – eine wichtige Eigenschaft, die oftmals auf dem Bildungsweg verloren geht.

 

Anreize hierzu sollten bereits heute durch Arbeitsagenturen und Jobvermittler gesetzt werden, leider versandet dieser Wunsch aber oftmals in den langsam mahlenden Mühlen unseres Systems. Umso spannender sind also Pilotprojekte wie beispielsweise TErrA, die es sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern ermöglichen, auf Umstellungen zu reagieren. „Eine Art erwerbsbiografisches Präventionskonzept“ nannte es Thiehoff. Nur wenn neue Lösungen gesucht werden, können wir Digitalisierung und demografischer Wandel vereinbaren und unsere Wirtschaft voranbringen. Ein ewiges Auf-der-Stelle-Treten, wie es sich im Bundestag zum Beispiel beim Thema Flexible Arbeitszeiten (Antrag der FDP Bundestagsfraktion) zeigt, ist hier kontraproduktiv.

 

„Der Staat sollte nicht als Kontrolleur auftreten, sondern viel mehr als Chancenermöglicher – Servant Leadership ist gefragt“, so Thiehoff abschließend. Dem schließen sich die Jungen Liberalen an und fordern die Bundesregierung auf, sich nicht weiter vor der Zukunft zu verschließen. „Ein ewiges Weiter so, wie es aktuell durch die Große Koalition durch Rentengeschenke und verschlafene Investitionen praktiziert wird, ist das Gegenteil einer Zukunftspolitik. Wir brauchen frische Ideen, um in der New Economy den Standort Deutschland attraktiver zu machen“, so Léon Beck, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen Bochum.